Digitalisierung - Medizin im digitalen Zeitalter gestalten!
In einer gelungenen Digitalisierung liegen erhebliche Chancen für Verbesserungen von Patient:innenversorgung und ärztlichen Arbeitsbedingungen.
Digitalisierungskonzepte müssen mit ärztlicher und informationstechnologischer Expertise strategisch konzipiert und qualifiziert umgesetzt werden.
Schneller digitaler Zugang zu allen relevanten medizinischen Informationen bedeutet:
- schnellere, fundierte und sichere Entscheidungen in Diagnostik und Therapie
- Vermeidung von Mehrfachuntersuchungen.
- Reduktion der Dokumentationsarbeit (Vorbefunde sichten, Kodieren, Medikamentenpläne übertragen)
- Patient:innen durch die Nutzung selbst erhobener Gesundheitsdaten (smart devices, Apps etc.) intensiver in die Therapien einzubeziehen
- Eine bessere Datengrundlage für Gesundheitsforschung und Versorgungsplanung
- Überwindung von Sektorengrenzen und bessere Kooperation zwischen Gesundheitsberufen (Heilmittelerbringer:innen, ambulanten Pflegediensten, Wundexpert:innen, Pflegeheimversorgung etc).
Gleichzeitig stehen wir aber auch vor Risiken, deren Kontrolle nicht nur von der Umsetzung der Digitalisierung bestimmt wird und die uns Ärzt:innen mit in die Pflicht nehmen:
Für zentrale Aspekte der Digitalisierung fehlt es noch immer an einer grundsätzlichen Positionierung sowie an ausgereiften Konzepten – von der technischen Umsetzung ganz zu schweigen.
- Der Umgang mit der Masse an medizinischen Informationen muss geregelt, besonders relevante Daten müssen priorisiert und Konzepte zum digitalen Vergessen und zur Datenlöschung müssen entwickelt werden.
- Datensicherheit und Datenschutz müssen garantiert werden.
- Kliniken und Praxen müssen kontinuierlich mit vertretbarem Aufwand auf dem aktuellen technischen Stand gehalten werden.
- Die digitale Alphabetisierung und Kompetenz aller Gesundheitsberufe müssen hergestellt werden.
- Eine gelungene Digitalisierung bedeutet gerade nicht, analoge Prozesse in digitale umzuwandeln.
- Gesundheitsdaten müssen vor Verlust, Verfälschung oder Missbrauch zum Beispiel infolge von Extremwetterereignissen, Beschädigung von Infrastruktur oder Hackerangriffen geschützt werden. Zudem benötigt es Ausfallkonzepte für Situationen, in denen die digitalen Daten nicht zur Verfügung stehen.
- Die informationelle Selbstbestimmung muss universell gewährleistet sein. Die Digitalisierung darf nicht zu neuen Formen der Diskriminierung führen.
- Gesundheitsdaten müssen vor einem kommerziellen Missbrauch und vor den Interessen eines immer vielschichtigeren “Gesundheitsmarktes” geschützt werden.
Die FrAktion Gesundheit will die längst überfällige aktive Begleitung der Digitalisierung durch die Ärztekammern organisieren, um Datenschutz, Qualität und Patientensicherheit zu erreichen. Wir meinen: Die Ärztekammer Berlin muss einen Ausschuss „Digitalisierung und Telemedizin“ einrichten und mit der Politik in den Dialog treten, um Ärzt:innen eine aktive Rolle in der Ausgestaltung der Digitalisierung zu sichern.