Gute Medizin braucht Feminismus

Aufgrund patriarchaler Strukturen in Wissenschaft und Arbeitswelt basiert unser medizinisches Wissen häufig auf Daten basiert, in denen Männer überrepräsentiert sind (gender data gap).

Fehlendes gendersensitives Wissen führt zu einer schlechteren medizinischen Versorgung von Frauen.

Gute genderspezifische und gendergerechte medizinische Versorgung erfordern:

  • eine kritische Auseinandersetzung mit patriarchalen Strukturen in der Medizin
  • Bewusstsein über die Häufigkeit von Gewalt gegen Frauen und deren gesundheitlichen Folgen
  • angemessene Kenntnisse zu Schwangerschaft, Schwangerschaftsabbruch, Geburt und Wechseljahren auch in der breiten ärztlichen Versorgung.
  • die Sicherstellung von reproduktiver Gesundheit, insbesondere die Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen sowie den sicheren Zugang zu diesen
  • eine der Häufigkeit gynäkologischer Beratungsanlässe angemessene Forschungs- und Datengrundlage
  • eine strukturierte Wissenschaftsförderung und Lehre zu Erkrankungen mit genderspezifischer Ausprägung wie z.B. Autoimmunerkrankungen, koronare Herzkrankheit, klimakterischen Störungen oder prämenstruellem Syndrom, aber auch zu Medikamentennebenwirkungen.

 

Der Anteil der Ärztinnen steigt stetig. Dennoch bleiben sie weiterhin in Führungspositionen von Forschung, Lehre und Klinik sowie berufspolitischen Gremien unterrepräsentiert. Benachteiligung, Unterrepräsentation und fehlende Daten in der Medizin betreffen alle Menschen, die aufgrund von Sexualität, Geschlecht, Behinderung, rassistischer Zuschreibungen, sozioökonomischer Zugehörigkeit etc. diskriminiert werden.

Wo Frauen in Entscheidungsstrukturen nicht gerecht repräsentiert sind, fehlen auch deren Lebensrealitäten, Erfahrungen und Problemlösungen. Dies gilt ebenso für marginalisierte Gruppen.

Die mangelnde Repräsentanz führt dazu, dass Entscheidungen aus traditionell männlicher Perspektive heraus getroffen werden. Anliegen, Probleme, Forschung, berufspolitische Themen, die vor allem Frauen betreffen oder interessieren, werden dadurch nicht ausreichend berücksichtigt.

Es braucht daher sowohl Geschlechterparität als auch angemessene Repräsentanz aller bisher marginalisierten und diskriminierten Gruppen.

Als FrAktion Gesundheit setzen wir uns für eine feministische Berufs- und Gesundheitspolitik ein. Wir fordern:

  • eine gerechte und gute Gesundheitsversorgung für alle Menschen.
  • eine Erhöhung des Frauenanteils in berufspolitischen Gremien auf Landes- und Bundesebene und in ärztlichen Führungspositionen durch:
    • Anpassung der Arbeits- und Rahmenbedingungen (z.B. Online-Konferenzen, Kinderbetreuung, Teilzeittätigkeit)
    • Programme zur strukturierten und breiten Förderung von Frauen
    • Paritätische Besetzung von Führungsgremien
  • eine moderne Weiterbildungsordnung, nach der auch kürzere Weiterbildungsabschnitte und Teilzeitarbeit anerkannt werden, was aufgrund von Care-Arbeit, Schwangerschaft und Geburt vor allem Frauen unterstützt
  • gendersensible Sprache auch in den Organen der ärztlichen Selbstverwaltung

Weiterlesen:

Beschlüsse der Deutschen Ärztetage auf Antrag oder unter Mitwirkung der FrAktion Gesundheit:

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